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12.06.2023

K13 Luzern Nord Gesamtverkehrssystem: Überführung Fluhmühle und Stützmauer Stollbergrain

Die K13 zwischen Luzern und Emmenbrücke wird mit einer Busspur und einem Radstreifen erweitert. Die fast 100-jährige Überführung über die Bahnlinie nach Littau wird neu erstellt und die alte Felssicherung am Stollbergrain durch eine Stützmauer ersetzt. Das 40-Millionen-Projekt wird durch die IG Reussthal unter unserer Leitung geplant und bis im Herbst 2023 ausgeführt.

Die Kantonsstrasse K13 ist eine wichtige Strassenverbindung zwischen der Stadt Luzern und dem Seetalplatz in Emmen. Im Stadtteil Reussbühl verläuft sie eingeengt zwischen der SBB Hauptachse Luzern–Bern bzw. Luzern–Basel und der im Jahr 2021 neu erstellten Stützmauer Reussthal. Die Strasse führt über die SBB Überführung Fluhmühle, welche im Jahr 1929 erstellt wurde und ihre Nutzungsdauer erreicht hat.

Das Gebiet rund um den Seetalplatz in Emmen entwickelt sich mit rasantem Tempo weiter. Es entstehen in den kommenden Jahren sehr viele neue Wohnungen und Arbeitsplätze (Entwicklungsschwerpunkt Luzern Nord). Mit dem neuen Siedlungsraum wird der vorhandene Strassenraum den Anforderungen vor allem in Bezug auf den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr nicht mehr gerecht.

Mit dem Projekt werden folgende Punkte verbessert bzw. optimiert:

  • Ersatz der alten, baufälligen SBB-Überführung durch einen Neubau;
  • Verbreiterung der Überführung und Höhenanpassung (damit wird der erforderliche Platz für die künftige Spuraufteilung geschaffen und das Lichtraumprofil für die SBB den heutigen Bedürfnissen entsprechend vergrössert);
  • Anpassung der Überführung, damit eine spätere Anbindung der Kantonsstrasse K13 an die Anschlusslösung Bypass mittels einer neuen Brücke über die Reuss (Reussportbrücke) möglich ist;
  • Zurückversetzen und Neubau der Stützmauer Stollbergrain, um Platz für eine Busspur Richtung Luzern zu schaffen.

Überführung Fluhmühle
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern, der SBB, der Stadt Luzern und vielen weiteren Beteiligten plante die IG Reussthal unter unserer Federführung die neue Überführung als Plattenkonstruktion auf mehreren Wandscheiben bzw. Widerlagerwänden. Diese wiederum sind auf Grossbohrpfählen fundiert. Durch die Erhöhung des Strassenniveaus um ca. zwei Meter gegenüber dem Bestand mussten im Strassenbereich aufwändige Brüstungsmauern (Stützmauern) entlang von Bahnböschungen und Gebäuden erstellt werden.

Bau der ersten Brückenhälfte
Die neue Überführung wird im Endzustand mehr als doppelt so breit wie die bestehende Brücke. Daher konnte die erste Brückenhälfte neben dem Bestand realisiert werden. Der Strassenverkehr wurde in dieser Phase über die bestehende Brücke geführt. Die Bahnlinie Richtung Littau wurde im Bereich der neuen Überführung vorgängig mit einem Schutztunnel eingehaust. Die Stahlbetonarbeiten konnten so ohne Einschränkung des Bahnverkehrs unter Betrieb ausgeführt werden.

Bau der ersten Hälfte der neuen Überführung (rechts im Bild) mit Schutztunnel (Aufnahme vom 19.11.2021).
Bau der ersten Hälfte der neuen Überführung (rechts im Bild) mit Schutztunnel (Aufnahme vom 19.11.2021).

Bau der Stützmauer Stollbergrain
Zeitgleich mit dem Bau der ersten Brückenhälfte wurde die neue Stützmauer Stollbergrain erstellt. Entlang der Kantonsstrasse wurde in Nachtarbeit vorgängig ein rund 10 Meter hohes Schutzgerüst aufgestellt (Schutz gegenüber Kantonsstrasse und SBB) und anschliessend dahinter die bestehende Böschung in Etappen abgetragen und gesichert. Im oberen Bereich der Böschung erfolgte die Felssicherung mit Spritzbeton und permanenten Felsnägeln. Im unteren Bereich wurde eine rund 8 Meter hohe Betonwand erstellt. Diese ist im südlichen Bereich (Lockergestein) mit permanenten, vorgespannten Ankern gesichert. Im nördlichen Bereich genügten hier permanente Felsnägel. Stützmauer und Felsböschungen werden mit Pflanztrögen für die spätere Begrünung versehen.

Bau der Stützmauer Stollbergrain hinter dem Schutzgerüst entlang der K13. Rückverankerte Betonwand (links oben im Bild) und Spritzbetonsicherung (Bildmitte; Aufnahme vom 19.11.21).
Bau der Stützmauer Stollbergrain hinter dem Schutzgerüst entlang der K13. Rückverankerte Betonwand (links oben im Bild) und Spritzbetonsicherung (Bildmitte; Aufnahme vom 19.11.21).

Verkehrsumstellung und Abbruch der bestehenden Überführung
Nach Abschluss der Arbeiten an der ersten Brückenhälfte sowie der Stützmauer Stollbergrain wurden die Strassenbauarbeiten ausgeführt. Nach der Verkehrsumstellung auf das neue Trasse bzw. auf die neue Brückenhälfte wurde die bestehende Überführung verkehrsfrei. Nun begann die heikelste Phase des Projektes: Ab der Fahrbahnplatte der alten Überführung wurde ein Teil der Grossbohrpfähle erstellt. Dazu musste die Brückenplatte vorgängig provisorisch verstärkt werden. Mit diesem Vorgehen konnte die Logistik vereinfacht und der Platzbedarf für das Bohrgerät gewährleistet werden. Anschliessend starteten die Vorbereitungsarbeiten für den Rückbau der Überführung. In akribisch geplanten Nachtschichten wurden vorgefertigte Stahlbauteile für das Schutzgerüste montiert und der Rückbau der bestehenden Überführung vorbereitet. Tagsüber konnten dann jeweils Teile der alten Überführung abgebrochen werden. Parallel dazu wurde die Brückenplatte über der Bahnlinie in einzelne Betonelemente geschnitten. Diese Betonelemente wurden nachts mit einem mobilen Pneukran aus den Wandauflagern gehoben.

Die bestehende Überführung ist bis auf die beiden Wände entlang des Bahngleises abgebrochen. Die Tunneldecke über dem Fahrraum der Bahn wurde herausgehoben. Das Schutzgerüst (rechts und links unten im Bild) ist bereits montiert (Aufnahme vom 25.11.2022).
Die bestehende Überführung ist bis auf die beiden Wände entlang des Bahngleises abgebrochen. Die Tunneldecke über dem Fahrraum der Bahn wurde herausgehoben. Das Schutzgerüst (rechts und links unten im Bild) ist bereits montiert (Aufnahme vom 25.11.2022).

Im November 2022 wurde die Bahnlinie Richtung Littau während fünf Tagen durchgehend gesperrt, um zahlreiche Arbeitsgänge im Schichtbetrieb auszuführen. Als erstes wurde die Fahrleitung im Baubereich durch die SBB entfernt. Anschliessend wurden die noch verbleibenden Wände entlang der Bahnlinie mit vier leistungsfähigen Baggern zurückgebaut. Sobald die letzten Betonreste aus dem Baubereich entfernt waren, begannen die Montage des vorgefertigten Schutztunnels für die zweite Brückenhälfte sowie der Einbau der Fahrleitung und Einspeisung am Schutztunnel. Nach der Sperrung verkehrten die Züge wieder fahrplanmässig durch den neuen Schutztunnel. Der Grundstein für den Bau der zweiten Brückenhälfte war gelegt.

Die letzten Bauteile der alten Überführung sind entfernt und der Schutztunnel für den Bau der zweiten Hälfte ist montiert (Aufnahme vom 19.12.2022).
Die letzten Bauteile der alten Überführung sind entfernt und der Schutztunnel für den Bau der zweiten Hälfte ist montiert (Aufnahme vom 19.12.2022).

Neues Jahr, neuer Elan, letzte Phase
Bis zum Sommer 2023 wird die zweite Hälfte der Überführung erstellt und mit der ersten Brückenhälfte verbunden. Zudem werden die Brüstungsmauern entlang der Bahnlinie gebaut. Nach den Strassen- und Umgebungsarbeiten wird das fertige Projekt im Herbst 2023 dem Kanton Luzern übergeben.