Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Emch+Berger WSB AG
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine sehr grosse Herausforderung. Auch für Tamar Sommerstein. Die 38-jährige ist Mutter von zwei kleinen Kindern, Projektleiterin, Bauleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung von der Emch+Berger WSB AG, einem Bauingenieurbüro mit rund 140 Angestellten und einem Umsatz von über 20 Mio. Franken. Wie sie es schafft, das alles unter einen Hut zu bringen, und warum das nicht nur eine Frage der Organisation und der eigenen Leistungsbereitschaft ist, sondern auch sehr vom beruflichen und privaten Umfeld abhängt, erzählt sie in den kommenden Zeilen.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales Thema, über das aktuell in den Medien und in der Öffentlichkeit viel diskutiert und berichtet wird. Auch in unserem Betrieb, der Emch+Berger WSB AG, ist dies ein wichtiges Anliegen. Viele Frauen und Männer sind an einem Teilzeitpensum interessiert. Dazu vorab ein paar Zahlen. Von unseren 138 Mitarbeitern (ohne Lernende) haben 51 Personen ihr Pensum reduziert und arbeiten in einer Teilzeitbeschäftigung. Die Pensen der Teilzeitmitarbeitenden variieren zwischen 30 % und 90 %. Mehr als die Hälfte davon nutzen die erwerbslose Zeit für Familienarbeit.
Ich selbst habe zwei kleine Kinder, bin Projektleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung, und habe drei Jahre lang in einem 80 % Pensum gearbeitet. Es ist ein Spagat zwischen Verantwortung, Verpflichtungen und Erreichbarkeit im Beruf und dem so ganz anderen, aber nicht minder fordernden Privatleben mit der Familie.
In meinem Fall war für mich von Anfang an klar, dass ich auch mit Familie weiterhin als Projektleiterin arbeiten und meine Aufgaben in der Geschäftsleitung beibehalten möchte. Ich stiess in unserem Büro auf sehr offene Ohren, diese Funktionen auch mit einem reduzierten Pensum innezuhaben. Die Umsetzung und der Versuch allen Beteiligten gleich gerecht zu werden ist dann aber nicht immer einfach. Sobald eine Familie da ist fehlt die Flexibilität, auch mal einen Sondereinsatz zu leisten oder ein paar zusätzliche Stunden anzuhängen. Der Alltag im Büro wird stressiger, denn die Familie setzt morgens und abends die Zeitlimite. Umso mehr, wenn der Lebenspartner ein gleich hohes Arbeitspensum innehat. Nichts desto trotz bin ich sowohl in der Firma als auch bei unseren Auftraggebern auf viel Verständnis gestossen – die arbeitsfreien Tage wurde von den Projektbeteiligten und den Mitarbeitenden akzeptiert und respektiert.
Um der Familie mehr gerecht zu werden habe ich mittlerweile mein Pensum auf 60 % reduziert. Für die Familie ist dies aus meiner Sicht optimaler geworden – beruflich hingegen um einiges schwieriger, die Vorausplanung notwendiger. Bei einem Tag Abwesenheit können Anliegen auch mal warten oder eine Mail kann liegenbleiben – bei zwei Tagen ist das nicht immer möglich. Auch ist es schwieriger geworden Besprechungstermine zu finden und all die Projekte in nur drei Tagen abzuwickeln. Möchte man zudem weiterhin eine leitende Funktion innehaben so muss das Büro und die Familie zu einem Unternehmen wachsen. Es braucht ein gutes familiäres Umfeld um stressige Zeiten überbrücken zu können und ausserplanmässig einzuspringen. Es braucht aber auch ein verständnisvolles Umfeld im Betrieb, wenn ich aus zeitlichen Gründen einmal ein Projekt nicht selber bearbeiten kann und es jemand anderem überlassen muss, oder wenn ein krankes Kind zu einem ungeplanten Fernbleiben führt. Auch diesbezüglich bin ich bei Emch+Berger WSB AG auf viel Goodwill gestossen.
In vielen Gesprächen um dieses Thema habe ich gemerkt, dass ich mich glücklich schätzen kann, so viel Entgegenkommen zu erhalten. Es ist nicht selbstverständlich, berufliche und private Leidenschaften unter einen Hut bringen zu können. Und die zu Beginn erwähnten Zahlen zeigen, dass fast 2/5 der MitarbeiterInnen unseres Unternehmens von diesem Goodwill profitieren wollen und können.
Tamar Sommerstein, September 2019