Tramgleiserneuerung Hardhof in Zürich
Die Zürcher Tramlinie 6 verkehrt vom Zoo via Hauptbahnhof über den Escher-Wyss-Platz und das Sportareal Hardhof in Richtung Werdhölzli. Die bestehende Gleisanlage aus den Jahren 1975/1976 entlang des Sportareales Hardhof war an ihrem Lebensende angelangt. Aus diesem Grund mussten die Gleise zwischen Wendeschleife Hardturm und der Haltestelle Tüffenwies zustandsbedingt auf einer Länge von ca. 1 000 Metern erneuert werden.
Wir durften für die Verkehrsbetriebe Zürich, das Tiefbauamt der Stadt Zürich und den weiteren beteiligten Dienstabteilungen die Submissionsunterlagen für die Baumeisterarbeiten ausarbeiten, das Ausführungsprojekt erstellen und die Realisierung der Tiefbau- und Gleisbauarbeiten begleiten (SIA-Phasen 41 bis 53).
Zwischen der Wendeschleife Hardturm und der Haltestelle Tüffenwies entspricht die Linienführung des erneuerten Tramtrasses grösstenteils der alten. Im Kurvenbereich der Haltestelle Tüffenwies wurden die Haltekanten gestreckt und konnten somit hindernisfrei, mit ebenem Zu- und Ausstieg, ausgestaltet werden. Von Ende Mai bis Ende November 2021 wurde die Tramlinie 6 ab der Wendeschleife Hardturm bis zur Endstation Werdhölzli stillgelegt. Während dieser Vollsperrung mussten sämtliche Bauarbeiten ausgeführt werden.
Das Tramtrassee führt zwischen den Grundwasserfassungen der Wasserversorgung Zürich hindurch und tangiert somit die Grundwasserschutzzonen S1 bis S3. In Zusammenarbeit mit der Wasserversorgung der Stadt Zürich wurde ein Monitoring ausgearbeitet, um die Wasserqualität während der Bauarbeiten zu überprüfen. Unterstützt durch eine Umweltbaubegleitung haben wir sichergestellt, dass die vorgängig bestimmten strengen Umweltmassnahmen zum Schutz des Grundwassers eingehalten wurden. Abgestimmt auf das Bauprogramm wurden die jeweils unmittelbar von den Arbeiten betroffenen Horizontalfilterbrunnen zur Grundwasserfassung ausser Betrieb genommen.
Das Gebiet Hardhof dient auch der Naherholung. Die Parkanlage steht unter Gartendenkmalschutz. Deshalb galt es, Eingriffe in die Umgebung zu minimieren. Die Baulogistik musste über eine neu zu erstellende Baupiste entlang des Tramtrassees sichergestellt werden. Nur von dieser aus durften Arbeiten sowie An- und Abtransporte ausgeführt werden. Die für die Erstellung der Baupiste gerodeten Bäume und Sträucher werden in Absprache mit der Gartendenkmalpflege nach Bauende ersetzt.
Wegen des Grundwasserschutzes durften für die Erstellung der Baupiste keine weiteren Flächen entsiegelt und kein Strassenbelag oder Beton verwendet werden. Die mindestens 50 Zentimeter mächtige Baupiste wurde demzufolge mittels Kiesaufschüttung, Erdarmierung und einer Bankettsicherung realisiert ohne den natürlich gewachsenen Ober- und Unterboden mit zu grossem Bodendruck nachwirkend zu beschädigen. Die Bodensaugspannung des überschütteten Bodens wurde insbesondere während den langen Regenperioden im Juli 2021 täglich mittels Tensiometer-Station gemessen. War die Saugspannung nicht eingehalten, mussten die Arbeiten für die Baupiste gestoppt werden.
Entlang der Haltestellen wurde ein sogenanntes VBZ-Standard-Gleisprofil mit Unter- und Oberbeton, Rillenschienen und Deckbelag realisiert, in der Parkanlage sowie zwischen den einzelnen Haltestellen ein Grüntrassee. Es wurden Blockschwellen in den Unterbeton eingegossen, Vignolschienen versetzt und dann die oberste Schicht von 15 cm aus Oberboden angelegt.
Im Bereich der Schutzzonen S1 und S2 wurde aus Gründen des Grundwasserschutzes (möglichst geringe Oberflächenentsieglung) der bestehende Unterbeton des Gleistrasses belassen und als Fundation für den neuen Gleiskörper verwendet. Entlang der Parkanlage liegt das Tramtrasse somit um ca. 25 cm höher als vorher, was eine umfassende Grünflächenanpassung und die Erneuerung eines Bahnüberganges nötig machte.
Durch die starken Niederschläge im Sommer 2021 lag der Grundwasserspiegel so hoch, dass für die Erneuerung von tief liegenden Wasserleitungen eine Grundwasserabsenkung nötig war. Zudem mussten die Bauetappen wegen den witterungsbedingten Verzögerungen der Arbeiten für die Baupiste und die Wasserleitungen angepasst werden. Der Lückenschluss der Geleise erfolgte nun an einer unvorteilhaften Stelle, dem Bogenende eines vorgefertigten Rillenschienen-Joches und den bereits fertiggestellten Vignolschienen. Jeder einzelne Gleisstoss musste somit exakt abgesteckt und die entsprechenden Schienenschnitte mussten berücksichtigt werden.
Die Arbeiten konnten dank diesen Anpassungen termingerecht abgeschlossen werden. Das sehr gut vorbereitete Bauprojekt, die optimale Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft, Unternehmungen und Bauleitung, der Wille und das Commitment sämtlicher Beteiligten, die ständige Verfügbarkeit von Entscheidungsträgern und die hohe Präsenz der Bauleitung auf der Baustelle haben dazu beigetragen, dass der Streckenabschnitt pünktlich auf Anfang Dezember 2021 wieder in Betrieb genommen werden konnte.
Im Frühjahr 2022 werden rund um die Wendeschleife Hardturm Umgebungsanpassungen ausgeführt. Eine zusätzliche Haltestelle in der Wendeschlaufe wird erstellt und rundum mittels Gehweg erschlossen. Die Haltestelle Hardturm wird ebenfalls hindernisfrei ausgestaltet.
Kennzahlen
Abbruch und Neubau Tramtrassee: ca. 1 000 m
Neue Haltekanten: 7 Stück
Belagsabbruch und Neubau Gehwege: ca. 3 750 m2
Belagsabbruch und Neubau Strassen: ca. 350 m2
Fundationsschichten inkl. Tramtrassee: ca. 18 000 m2
Randabschlüsse: ca. 2 500 m
Zäune: ca. 1 000 m
Grünflächeninstandstellung: ca. 6 300 m3
Gleisbau
Schwellen: ca. 2 000 Stück
Unterbeton: ca. 1 250 m3
Oberbeton: ca. 250 m3
Schienenschweissungen: ca. 200 Stück