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04.03.2025

Interview mit Romain Leiglon

Romain Leiglon ist als Bauingenieur bei Emch+Berger SA Lausanne tätig. Im Interview gibt er spannende Einblicke in seinen Berufsalltag und erzählt, was ihn an seiner Arbeit fasziniert.

Was sind deine Hauptaufgaben als Bauingenieur, und an welchem Projekt arbeitest du aktuell?
Als Bauingenieur deckt mein Aufgabenbereich alle Phasen eines Projekts ab, von der Machbarkeitsstudie bis zur Umsetzung vor Ort. Ich bin an der Analyse der Bedürfnisse, der Berechnung der Strukturen und dem Entwurf der Pläne beteiligt, wobei ich eng mit den verschiedenen Projektbeteiligten zusammenarbeite. Während der gesamten Bauphase bin ich für die technische Überwachung zuständig und stelle sicher, dass die Fristen, Budgets und Standards eingehalten werden. Zu meinen Aufgaben gehören auch regelmässige Inspektionen vor Ort, um die Sicherheit und Konformität der errichteten Bauwerke zu gewährleisten.

Zurzeit arbeite ich an einem Projekt zur Stabilisierung eines Stützbauwerks an der Autobahn N1 zwischen Yverdon und Estavayer. Dieses Projekt ist besonders bereichernd, da ich den gesamten Prozess von der Entwurfsphase bis zur Ausarbeitung der Ausführungsdetails konzipieren konnte. Diese Erfahrung ermöglicht es mir, umfassende Projektvision zu entwickeln und gleichzeitig direkt an der technischen Entwicklung und Umsetzung vor Ort beteiligt zu sein.

Welche Phase eines Bauprojekts begeistert dich am meisten und warum?
Die Projektphase, die mich am meisten fasziniert, ist die Ausführungsphase, denn hier sieht man, wie die Konzepte zum Leben erweckt werden. Nach all der Vorbereitung, den Plänen und Berechnungen wird das Bauwerk konkret, und es ist äusserst befriedigend zu sehen, wie sich das Projekt materialisiert. Diese Phase erfordert ein hohes Mass an Reaktionsfähigkeit, da es wichtig ist, schnell auf Fragen der Unternehmen vor Ort zu reagieren und in Echtzeit effiziente Entscheidungen zu treffen, während gleichzeitig die Einhaltung von Sicherheits- und Qualitätsstandards gewährleistet werden muss. Dies erfordert Flexibilität und die Fähigkeit, mit Unvorhergesehenem umzugehen, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Was fasziniert dich an deiner Arbeit als Bauingenieur?
Was mich an meiner Arbeit als Bauingenieur fasziniert, ist die Möglichkeit, an Projekten mitzuwirken, die einen echten Einfluss auf die Gesellschaft von heute und morgen haben. Was mich besonders motiviert, ist, an grossen Infrastrukturprojekten mitzuwirken, wie denjenigen, an denen wir bei Emch+Berger SA Lausanne arbeiten, die das Leben der Menschen direkt beeinflussen, insbesondere im Bereich der Mobilität. Ob Schienen-, Strassen- oder Langsamverkehr - diese Projekte prägen die Umwelt, in der wir leben, und verbessern die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen.
Natürlich ist die Gestaltung dieser Grossprojekte mit einer grossen Verantwortung verbunden.

Gibt es ein Projekt oder einen Moment in deiner Karriere, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ein Moment, der mich in meiner jungen Karriere besonders beeindruckt hat, war, als ich auf einer Baustelle ein über 80 Tonnen schweres Bohrgerät in Aktion sah. Obwohl er für das Projekt vorgesehen war, war ich von dieser Maschine, ihren gigantischen Ausmassen und ihrem beeindruckenden Gewicht sehr beeindruckt. Diese Szene verdeutlichte mir, wie gross und mächtig die Geräte sind, die für den Bau grosser Infrastrukturprojekte benötigt werden.

Wie verändern neue Technologien wie BIM oder KI den Bereich des Bauingenieurwesens?
Obwohl ich noch nicht viel Erfahrung mit BIM habe, habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Technologie eine grössere Investition in der Entwurfs- und Planungsphase erfordert. Darüber hinaus spart sie in der Ausführungsphase viel Zeit, da sie einen sehr detaillierten Überblick über das Projekt bietet und somit potenzielle Probleme leichter vorhersehbar macht. Da BIM eine bessere Koordination zwischen den verschiedenen Beteiligten und eine genauere Simulation der Baubedingungen ermöglicht, trägt es dazu bei, Fehler und unvorhergesehene Ereignisse zu reduzieren.

Mit der zunehmenden Komplexität von Projekten, insbesondere in städtischen Gebieten, werden diese Technologien unumgänglich und müssen weiterentwickelt werden, um die Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit von Gebäuden zu gewährleisten.

Welche Auswirkungen haben diese Innovationen auf deine tägliche Arbeit?
Im Rahmen des Stadtprojekts, an dem ich arbeite, ermöglicht BIM die Darstellung aller bekannten Elemente, insbesondere der Netzwerke, was die Planung der Bauphasen erleichtert. Dieses Wissen ermöglicht es, potenzielle Konflikte zu antizipieren und möglichst optimale Lösungen zu finden.

Welche Tipps würdest du jungen Menschen geben, die eine Karriere im Bauingenieurwesen anstreben?
Ich würde jungen Leuten, die eine Karriere im Bauwesen anstreben, raten, sich nicht nur auf die Theorie zu konzentrieren, sondern auch zu versuchen, schnell mit der Realität auf der Baustelle konfrontiert zu werden. Als ich aus dem Studium kam, merkte ich, dass mir ein tieferes Verständnis der konkreten Baupraxis fehlte. Nur durch die Erfahrung vor Ort erwirbt man diese wichtigen Fähigkeiten, die im Unterricht nicht vollständig vertieft werden können. Durch die direkte Interaktion mit realen Projekten kann man diese Lücken schliessen und sein Fachwissen ausbauen, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein.

Gibt es spezifische Fähigkeiten oder Erfahrungen, die du als besonders wertvoll empfindest?
Ja, ich bin der Meinung, dass menschliche Fähigkeiten im Bereich des Bauingenieurwesens von entscheidender Bedeutung sind, sowohl innerhalb des Büros als auch im Umgang mit externen Akteuren. Innerhalb des Büros sind die Zusammenarbeit mit Kollegen, die Fähigkeit, zuzuhören und Ideen zu teilen, für den Erfolg von Projekten von entscheidender Bedeutung. Es ist wichtig, eine gute Gruppendynamik aufrechtzuerhalten, um technische Herausforderungen effizient zu lösen.

Darüber hinaus ist ein gutes Beziehungsmanagement mit externen Akteuren - anderen Büros, Kunden, Unternehmen und sogar Behörden - von entscheidender Bedeutung. Ein gutes Beziehungsmanagement trägt dazu bei, Konflikte zu minimieren, die Koordination zu optimieren und die Qualität und den reibungslosen Ablauf des gesamten Projekts zu gewährleisten

Wenn du deine Arbeit in einem Satz zusammenfassen müsstest, wie würde er lauten?
Der Beruf des Bauingenieurs kann mit dem eines Allgemeinmediziners verglichen werden: So wie ein Arzt Symptome beurteilt, Diagnosen stellt und geeignete Behandlungen verschreibt, muss der Bauingenieur die spezifischen Bedürfnisse eines Projekts analysieren, die technischen Herausforderungen verstehen und massgeschneiderte Lösungen vorschlagen.