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18.03.2022

Die Heissen Brunnen in Baden und Ennetbaden

Die Bäderstadt Baden durfte im November 2021 das neue Thermalbad FORTYSEVEN von Architekt Mario Botta eröffnen. Aber nicht nur diese Bademöglichkeit wurde eröffnet, sondern auch zwei öffentlich zugängliche Thermalbadebrunnen: Die Heissen Brunnen in Baden und Ennetbaden.

In Baden und Ennetbaden wird mindestens seit römischer Zeit das mineralhaltige Thermalwasser genutzt. Heisse, unentgeltlich zugängliche Wasserbecken und Bäder im öffentlichen Raum waren – mit Ausnahme der letzten 150 Jahre – ein permanentes Element des Bäderbetriebs. Neue Heisse Brunnen sollen an dieses Erbe anknüpfen. Das Thermalwasser wird naturbelassen für alle Menschen im öffentlichen Raum zugänglich und wieder mit allen Sinnen erlebbar gemacht. Geplant und gebaut wurden zwei Heisse Brunnen, einer in Baden und einer auf der gegenüberliegenden Seite in Ennetbaden.

Die Machbarkeitsstudien wurden vom Verein Bagni Popolari aus Baden mit der Unterstützung von Fachleuten in grossen Teilen ehrenamtlich erarbeitet.

Der Brunnen in Ennetbaden ist ein Projekt der Einwohnergemeinde Ennetbaden, die auch für den Unterhalt des Brunnens aufkommt. Der Brunnen auf der Badener Seite wurde durch die Ortsbürgergemeinde finanziert. Nach der Fertigstellung ging die Anlage an die Einwohnergemeinde Baden über, welche nun auch für den Betrieb und Unterhalt des Brunnes verantwortlich ist.

 

Konstruktion des Heissen Brunnens in Baden

Konstruktion des Heissen Brunnens in Baden
Quelle: Verein Bagno popolare, Baden


Der Brunnen besteht aus drei abgestuften Becken mit ebenfalls abgestuften Wassertemperaturen. Um eine zwängungsfreie und wasserdichte Betonkonstruktion zu erhalten, wurde die entsprechende Mindestbewehrung gemäss SIA 262 verbaut und die gesamte Konstruktion verschieblich gelagert. Das Badener Thermalwasser ist aufgrund seiner hohen Anteile an natürlichem Chlorid und Schwefel ein ausgesprochen aggressives Milieu gegenüber verschiedenen Materialien. Besonders betroffen sind dabei Metalle und Mörtel/Zemente. Die drei Becken wurden aus einem speziellen Kalksteinbeton gefertigt. Damit er der chemischen Belastung langfristig widerstehen kann, war eine spezielle Rezeptur nötig.

Spezifikationen:

  • Betoneigenschaften: C25/30; XC4(CH), XD1(CH), XF4(CH); D max. 45 mm; Cl 0.1; F4
  • Chloridmigrationskoeffizient SIA 262/1: max. 5.0·10-12 m2/s
  • Es ist ein CEM III/B 32.5 N, SR, LH oder ein CEM III/B 42.5 L-LH SR zu verwenden
  • Helle Betonfarbe
  • Gesteinskörnung besteht zu 50 % aus gebrochenem Kalkstein 0/45 und zu 50 % aus alluvialer Gesteinskörnung 0/32

Als Bewehrungsstahl kam ein Stahl mit der Qualität Top 12 zum Einsatz, die Schraubanschlüsse bestehen aus INOX. Die wasserseitige Bewehrung wurde zusätzlich mit Epoxidharz beschichtet. 

 

Konstruktion des Heissen Brunnens in Ennetbaden

Konstruktion des Heissen Brunnens in Ennetbaden
Quelle: Verein Bagno popolare, Baden


Der Heisse Brunnen auf dem Ennetbadener Limmatplatz ist ein Brunnen im herkömmlichen Sinn. Pumpenlos gespeist mit Thermalwasser der Schwanenquelle, werden die Brunnen auf dem Limmatplatz konstant von naturbelassenem, reinem Quellwasser durchströmt. Zuerst wird der Trinkbrunnen am Eingang gespiesen. Das Wasser fliesst weiter zum grossen Badebrunnen und auf dem Weg zurück zum Fussbad wird ein Stück der Sitzbank durch das Thermalwasser aufgewärmt.

Der Trinkbrunnen und der grosse Badebrunnen bestehen aus einem gehauenen Muschelkalk, das Fussbad und die angrenzenden Stahlbetonbauteile wurden analog dem Brunnen auf der Badener Seite konstruiert. Einziger Unterschied beim Beton ist der Verzicht auf das gebrochene Kalksteinmaterial.

Die Anlage wird durch die bestehende Stützmauer eingefasst. Damit der Badebereich von der Strassennutzung abgetrennt ist, wurde die Stützmauer um die aufgesetzte Strassenbrüstung erhöht. Die alte Oberfläche der Stützmauer wurde durch den Auftrag einer Spritzbetonschicht saniert.

Siehe auch «Baden wie die Römer» (SRF, Sendung Einstein vom 18.11.21)