Back to overview
Auteur/s
12.01.2024

Netzvollendung N8 / Lungern Nord – Giswil Süd

Beim Projekt N8 / Lungern Nord – Giswil Süd (mit Tunnel Kaiserstuhl) wird im Rahmen der Netzvollendung der Streckenabschnitt zwischen dem bestehenden Tunnelportal Lungern Nord und dem bestehenden Portal Giswil Süd fertiggestellt. Dazu wird als Kernstück der neue Strassentunnel Kaiserstuhl realisiert. Um den neuen Tunnel an die teilweise bestehenden Haupt- und Nebenachsen anzubinden, werden in Giswil und Lungern neue Anschlüsse gebaut und das Trasse der N8 wird auf einer Länge von rund 1500 m neu erstellt. Als Projektverfasser Bau 2 sind wir für die Planung und Realisierung der offenen Strecke verantwortlich. Neben zahlreichen kleineren Kunstbauten sind unter anderem eine neue, über 200 m lange Strassenbrücke und hunderte Meter Stützmauern notwendig.

Der Lückenschluss der N8 zwischen Giswil Süd und Lungern Nord ist nach den Umfahrungen von Sachseln, Giswil und Lungern sowie dem Tunnel Zollhaus die letzte Ausbauetappe des Nationalstrassennetzes im Kanton Obwalden. Die durchgehende Nationalstrasse bietet zusammen mit dem Tunnel Kaiserstuhl eine vor Naturgefahren sicherere Verbindung ins Berner Oberland. Zudem wird die Verkehrssicherheit massiv erhöht, da sich auf dem kurvigen Mischverkehrsabschnitt immer wieder tödliche Unfälle ereignet haben. Der sich stetig entwickelnde Tourismus im südlichen Kantonsgebiet profitiert zudem von einer redundanten Verbindung nach Norden und Süden.

Gliederung in drei Abschnitte
Das Projekt gliedert sich grob in die drei Abschnitte Süd, Mitte und Nord. Im offenen Abschnitt Süd verbindet das neue Trassee der N8 den Tunnel Lungern mit dem neuen Tunnel Kaiserstuhl. Dazu wird zwischen der bestehenden Brünigstrasse und der Linie der Zentralbahn die zweispurige Nationalstrasse erstellt. Die engen Platzverhältnisse im Bereich des Südportals des Tunnels Kaiserstuhl bedingen Geometrieanpassungen an der Brünigstrasse und am Trassee der Zentralbahn. Im Voreinschnitt wird die neue Technikzentrale Süd für den Strassentunnel erstellt, daran anschliessend führt der Tagbautunnel Süd unter der Zentralbahn hindurch nach Süden.

Im Bereich des Nordportals des Tunnels Lungern sind ebenfalls Umbauten an den bestehenden Stützmauern notwendig. Zwischen den beiden Portalen bedingt die Hanglage die Realisierung von mehreren hundert Metern Stützmauern. Über das Gerinne der Steinlaui wird eine neue Rahmenbrücke für die N8 erstellt. Bei der Steinlaui handelt es sich um ein in der Region bekanntes Murganggerinne, welches die bestehende Brücke der Brünigstrasse schon etliche Male überschüttet hat. Um die Verbindungssicherheit in diesem Abschnitt zu erhöhen, wird im Lungerersee ein Auffangraum mit einer Ablagerungskapazität von rund 2000 m3 geschaffen. Nördlich der Steinlaui wird der Halbanschluss Lungern realisiert, welcher die Verbindung nach Lungern garantiert. Die bestehende Brünigstrasse wird im Rahmen des Projekts instandgesetzt und teilweise verlegt. Sie wird nach Abschluss der Arbeiten in den Besitz des Kantons Obwalden übergehen.

Der Abschnitt Mitte umfasst den Tunnel Kaiserstuhl mit einer Länge von rund 2100 m. Der Verkehr wird im Tunnel im Gegenverkehr geführt. Parallel zum Tunnel verläuft der Sicherheitsstollen, der als Erkundungsstollen für den Bau des Haupttunnels dient. Der Durchschlag des Erkundungsstollens erfolgte bereits 2022.
Die offene Strecke Nord beginnt beim Nordportal des Tunnels Kaiserstuhl und verbindet dieses mit dem Tunnel Giswil. Die bis zu 6 Meter hohen Stützmauern beidseits des Tunnelportals verbinden den Tunnel mit dem neuen Dreiviertel-Anschluss Giswil. Um die künftige Trennung von Kantons- und Nationalstrasse realisieren zu können, ist eine rund 200 m lange vorgespannte Hohlkastenbrücke erforderlich. Die Brücke führt die Kantonsstrasse im Bereich Buochholz über den Leiti- und Deltigraben. Das heutige Gerinne sowie die bestehenden Schutzbauten des Marchgrabens müssen aufgrund von Terrainveränderungen ersetzt werden. Im Gebiet des Giswiler Bergsturzes von 1986 wird die Hangsicherung Griffeldossen erweitert. Das anfallende Aushub- und Ausbruchsmaterial wird in mehreren Schüttungen angelegt, die später die endgültige Lage der Brünigstrasse ermöglichen.

Vorarbeiten 
Im Frühjahr 2023 sind die ersten beiden Baulose 17 und 17a gestartet. In beiden Baulosen werden Vorbereitungsarbeiten für den eigentlichen Tunnelhauptvortrieb ausgeführt. Dazu gehört die Abtiefung der beiden Voreinschnitte Süd und Nord auf Tunnelniveau, wofür die rückverankerten Baugruben erweitert werden müssen. Insgesamt werden rund 25 km Nägel und Anker verbaut, was der Strecke von Alpnach bis auf den Brünig entspricht. Die Böschungen werden mit rund 7000 m2 Spritzbeton gesichert. 
Damit der Voreinschnitt Nord und die Baugrube für den Tagbautunnel Nord erstellt werden können, muss die Brünigstrasse umgelegt werden. Beim Voreinschnitt Süd wurde während einer zehnwöchigen Totalsperre der Zentralbahn der Tagbautunnel Süd mittels Deckelbausweise erstellt. Damit wird das spätere Trassee der Nationalstrasse unter der Bahnlinie hindurchgeführt. Parallel dazu wurde in einem Drittprojekt das Trassee der Zentralbahn zwischen Lungern und Kaiserstuhl erneuert.

Eröffnung 2029 
Die beiden Baulose 17 und 17a werden im Frühjahr 2024 fertiggestellt. Die anschliessenden Hauptarbeiten mit Vortrieb und Innenausbau des Tunnels sowie Installation der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung dauern rund 5 Jahre. Parallel dazu werden im Bereich der offenen Strecken die Tunnelzufahrten erstellt und die wasserbaulichen Massnahmen realisiert. Die Eröffnung der neuen Nationalstrasse mit Tunnel ist im Frühling 2029 vorgesehen.
Nach der Verlagerung der Hauptverkehrsströme folgen die Instandsetzung und Fertigstellung der Brünigstrasse, ökologische Ersatzmassnahmen und Aufforstungen. Diese Arbeiten sollen bis im Sommer 2030 abgeschlossen sein.